Oft
ignoriert: Frauenherzen schlagen anders
Spezielle
Programme in der Kirchberg-Klinik für das weibliche Geschlecht
Viele
Jahrzehnte galt der Herzinfarkt als typische Männererkrankung.
Forschung und Therapie richteten sich am Bild des berufstätigen
Mannes aus. Tatsächlich ist das Infarktrisiko bei Männern,
insbesondere in den so genannten „besten Jahren“, deutlich höher
als bei Frauen. In höherem Alter, durchschnittlich etwa zehn Jahre
später als Männer, erkranken jedoch zunehmend viele Frauen an
einer Herzkranzgefäßerkrankung.
Mit dem 65. Lebensjahr haben die
Frauen die Männer dann fast eingeholt. Und aufgrund der
Geschlechtsverteilung in den höheren Altersklassen sterben
tatsächlich jedes Jahr mehr Frauen an einem Herzinfarkt als
Männer. Man weiß heute, dass jede zweite Frau, die über
50 Jahre alt ist, einmal an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung sterben
wird.
Ein großes Problem der
herzkranken Patientinnen liegt darin, dass ihre Erkrankung häufig
nicht rechtzeitig erkannt wird. „Frauen sind keine Risikopatienten
für den Herzinfarkt“ ist noch eine weit verbreitete Meinung. Auch
klagen die betroffenen Frauen häufiger über untypische
Infarktsymptome wie Übelkeit, Luftnot und Leistungsabfall und
seltener über die typischen Brustschmerzen als Männer. So
erfolgt oft zunächst eine orthopädisch oder psychosomatisch
orientierte Therapie. – Und auch wenn die Herzerkrankung erkannt ist,
erleiden die Frauen häufiger Komplikationen.
Ein
spezielles Frauen-Herz-Programm
Weil Frauenherzen nun mal
anders schlagen,
bieten wir seit Herbst 2006 für unsere Herzpatientinnen ein
spezielles
Behandlungsprogramm an. Gerade bei den umfassenden Maßnahmen
einer
Rehabilitation gibt es einige bedeutsame Unterschiede zwischen
Männern
und Frauen, die in unserem Programm berücksichtigt werden:
Im Frauen-Herz-Programm werden die Frauen
in speziellen Gruppen betreut, die auf diese individuellen
Bedürfnisse
zugeschnitten sind. Einbezogen sind Physiotherapie,
Ernährungsberatung
und Lehrküche, Psychologie, Sozialberatung und ärztliche
Information
und Therapie. |
Frauen
...benötigen spezielle Informationen über die
„Männerkrankheit Infarkt“
...haben meist andere Stressfaktoren als Männer (z.B.
häufiger in der Familie als im Beruf)
...haben mehr Erfahrung im Einkaufen und im Kochen
...haben andere Schwerpunkte in Sport und Bewegung
...haben andere Begleiterkrankungen (z.B. Hüftleiden, Osteoporose)
...verarbeiten die Krankheit psychisch anders
...leben deutlich länger und sind deshalb öfter verwitwet und
alleine lebend
...haben im Durchschnitt weniger Körpermasse und vertragen daher
von manchen Medikamenten nur geringere Menge |
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Männer-Herz-Programm
Klassische
Herz-Rehabilitationsprogramme haben ihren Schwerpunkt von vornherein
bei der großen Gruppe der Männer im mittleren bis
höheren Alter. Durch die Trennung von Männern und Frauen in
bestimmten Bereichen der Therapie sind zusätzlich reine
Männergruppen entstanden, die ebenso eine besonders effektive
Behandlung ermöglichen. Während früher
Koch-Anfänger mit Profi-Hausfrauen in derselben Gruppe geschult
wurden, erlaubt die Trennung jetzt gezieltere Schulungsprogramme. In
der Gesprächsgruppe können Themen, über die Männer
nicht gerne sprechen, wenn Frauen dabei sind, intensiver diskutiert
werden. Und auch in der Bewegungstherapie geht es ohne die Frauen, die
im Durchschnitt ja auch zehn Jahre älter sind, manchmal
sportlicher zu.
Neben
Unterschieden gibt es auch viele Gemeinsamkeiten
Neben den Unterschieden im Detail darf nicht
vergessen werden, dass Herzerkrankungen nach bestimmten
Gesetzmäßigkeiten ablaufen, die für alle Menschen
ähnlich sind. Auch machen die feinen Unterschiede zwischen
Männern und Frauen das Leben in mancher Hinsicht erst reizvoll.
Deshalb erfolgt die Rehabilitation in der Kirchberg-Klinik nicht
getrennt wie in einer Knaben- oder Mädchenschule. Vielmehr werden
die überwiegend gemeinsamen Angebote durch unser spezielles
Frauenprogramm und die Männergruppen lediglich ergänzt und
erweitert. Wir haben damit bereits sehr gute Erfahrungen gemacht und
auch die Rückmeldung unserer Patientinnen und Patienten ist
ausgezeichnet. Den Unterschieden in speziellen Therapieeinheiten
Aufmerksamkeit zu schenken, nützt sowohl unseren weiblichen als
auch unseren männlichen Patienten.
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