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28 Jahre
Sonntagsschule „Onkel Karl“ wird 80 – Er prägte
mindestens eine
Borssumer Generation mit Begonnen hatte alles kurz nach dem Krieg als Sonntagsschule Borssum. Sonntags stand die Schule ja leer. Da konnte man die Räume mieten. Später, als sich die Arbeitszeiten änderten, wollte die Stadt keine Vermietung mehr am Sonntag. Zu der Zeit berichteten auch einige Kinder, die im Konfirmationsunterricht waren, über ihren Terminkonflikt. Denn sie mussten ja sonntags in die Kirche. Also wurde aus der Sonntagsschule die Kinderstunde Borssum am Samstag von 14 bis 15 Uhr. 30, 40, 50 Kinder kamen. Kurz vor Weihnachten konnten es auch schon mal 80 Kinder sein. Ende der 1940-er Jahre waren viele junge Familien nach Borssum gezogen. Viele wohnten in Hochbaracken, später kamen junge Familien dazu, die in den Neubaugebieten wohnten. Nachdem auch einige Familien der Baptistengemeinde nach Borssum gezogen waren, entstand die Idee, wie in Emden auch in Borssum für die Kinder eine Sonntagsschule einzurichten. Das Konzept der Sonntagsschulen geht auf eine Sozialarbeit der Erweckungsbewegung zurück. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gründete in Hamburg die evangelische Kirche St. Georg die erste Sonntagsschule. Ihr Ziel war es, den Kindern, die alltags in Fabriken und Haushalten zu arbeiten hatten, Unterricht in den Elementarfächern Lesen, Schreiben und Rechnen – und in der religiösen Unterweisung zu geben. Nach ersten Ansätzen in einer Privatwohnung übernahm Onkel Karl 1948 die Borssumer Sonntagsschule und verlegte sie schon bald ins Schulgebäude als „neutralen Ort“. Die Kinder der Baptistenfamilien brachten schon bald ihre Freunde mit, denn in der Sonntagsschule war „was los“, wie sich schnell herumsprach. Die wichtigste Mitarbeiterin war Gerda Rafalski (geb. Helmers), „Tante Gerda“, seine Nichte, die schnell für die Mädchen zur Ansprechpartnerin wurde. Es
war wohl eins der Erfolgsrezepte,
dass die Sonntagsschule
und später die Kinderstunde eine „schnelle“ Veranstaltung war. Es
ging Schlag
auf Schlag im Programm, obwohl es auch Momente der Besinnung und der
Ruhe gab.
Um Punkt 14 Uhr öffnete sich die Schultür, die Kinder rannten
in den 2.
Klassenraum auf der rechten Seite. Kaum hatten alle einen Platz
gefunden – die
älteren Kinder saßen auch schon mal, wenn es eng wurde auf
den Tischen an der
Wand –, wurden die „Singvögelein“ verteilt, ein christliches
Gesangbuch für
Kinder. „Onkel Karl“ rief nur die Liednummer in den Raum und jeder, der
lesen
konnte und ein Buch hatte, schlug das Lied auf und sang laut und
begeistert
mit. Es folgte ein weiteres Lied oder ein Kanon. Gerade beim Kanon kam
es oft
vor, dass eine Gruppe die andere an Lautstärke übertrumpfen
wollte. Kinder durften
laut sein, besonders beim Singen. Doch anschließend sagte Onkel
Karl: „Wir
wollen beten.“ Und schlagartig wurde es mucksmäuschenstill im eben
noch so
lauten Klassenraum. Und wenn doch noch jemand schwatzte, sagte er:
„Wenn wir
beten, reden wir mit Gott.“ Nach einem kurzen frei gesprochenen Gebet folgte wieder ein Lied und die Frage, wer den „Wochenspruch“ auswendig gelernt hat. Jede Woche gab es einen neuen Bibelvers zum Auswendiglernen. Wer ihn konnte, bekam ein Fleißkärtchen, ein kleines Kärtchen mit Zackenrand wie eine Briefmarke – nur größer, auf dem eine kleine Zeichnung und ein Bibelspruch stand. Diese Fleißkärtchen waren bei den Kindern sehr begehrt. Darum lernten viele auch fleißig den Wochenspruch. Anschließend ging es in die Gruppen – in verschiedene Klassenräume. Die Kinder wurden in Altersgruppen und auch nach Jungen und Mädchen getrennt, wie das damals so üblich war. In den Gruppen erzählten dann die Mitarbeiter in altersgerechter Weise eine biblische Geschichte und sprachen dann darüber, was diese Geschichte mit dem Leben der Kinder zu tun hatte. Was ist das „Wort Gottes“ in dieser Geschichte für uns Kinder heute?, war der Leitgedanke. (c)
Für diese Internetseiten verantwortlich ist Karl Heinz Bleß,
www.bless-online.de
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